
Bodyshaming – ist mein Körper okay?
Johanna Enzendorfer arbeitet in ihrer Beratungsstelle primär mit Frauen. Sie stehen durch Bilder in den Medien, gängige Körpernormen und oft auch Erwartungen von Partnerinnen und Partner oder bei der Beziehungssuche häufig unter Druck, das eigene Äußere zu optimieren: „In unseren Beratungsgesprächen zieht sich der Aspekt Aussehen durch und ist häufig verwoben mit anderen belastenden Themen.“
Oft sei eine übertrieben starke Fokussierung auf Körperlichkeit bei Mädchen und Frauen erkennbar, die dann dazu führt, dass sie sich schlecht und als Versagerinnen fühlen, wenn sie nicht den gängigen Schönheitsnormen entsprechen.
„Wir sind so viel mehr als unsere Körper und jede von uns ist auch selbst dafür verantwortlich, das zu zeigen und zu leben“, so die Beraterin.
Vor allem die sozialen Medien seien hier ein gutes Vehikel: „Inhalte auf Facebook, Instagram und Co handeln viel zu häufig von Schönheit und sind auf das Aussehen reduziert. Dabei gäbe es so Vieles zu erzählen und zu zeigen, das mit eigenen Fähigkeiten, Erlebnissen oder Gedanken zu tun hat.“ Dadurch könnte sich im Bewusstsein aller Menschen etwas verändern. „Befreien Sie sich und erweitern Sie Ihre Selbstdarstellung – wenn sich in diesem abgekapselten Online-Raum etwas verändert, kann sich auch in der realen Welt etwas verändern“, ermuntert Enzendorfer jede Einzelne von uns, hier beizutragen.
Laut der Expertin sei es auch nötig, an der eigenen Wahrnehmung zu arbeiten – Menschen in ihrer Gesamtheit zu sehen und nicht primär das Äußere zu beurteilen.
Würde man selbst aufgrund des Aussehens beleidigt werden, ermutigt Enzendorfer, dies selbstsicher anzusprechen und sich zu positionieren. Auch im Freundinnenkreis könne man viel tun: für andere einstehen, über die entwertend gesprochen wird und im eignen Umfeld darauf achten, sensibel mit dem Thema Bodyshaming umgehen. Die Expertin hält es auch für wichtig, die zahlreichen Aktivistinnen, die es zu diesem Thema auch auf den sozialen Medien gibt, zu unterstützen, ihre Beiträge zu liken und zu teilen. „Nur so kann sich in unserer Welt langsam, aber sicher etwas ändern.“
Wer sich zu dem Thema Bodyshaming mit einer Expertin oder einem Experten austauschen möchte, kann sich gerne an eine österreichische Familienberatungsstelle wenden und einen kostenfreien Termin vereinbaren.
Unsere Interviewpartnerin
Mag.a Karin Graf ist Diplomierte Ehe-, Familien- und Lebensberaterin und arbeitet in zwei Beratungsstellen in Wien – die Kontaktadressen sind hier angeführt.
AUFLEBEN Ehe-, Familien-, und Lebensberatung / Geßlgasse
Geßlgasse 19/5
1230 Wien
Webseite der Beratungsstelle AUFLEBEN Geßlgasse
Institut für Ehe und Familie (IEF)
Spiegelgasse 3/8
1010 Wien
Webseite des Instituts für Ehe und Familie
Das Interview wurde im Juni 2023 durchgeführt.