Junger Mann sitzt am Boden und hat seine Hände auf dem Kopf, er wirkt verzweifelt. Ein etwas älterer Mann sitzt auf einer Couch neben ihm und redet auf den jungen Mann ein.

Der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen auf Beratungsgespräche

Beratungsstellen berichten von zunehmender Thematisierung des aktuellen Kriegsgeschehens im Zuge der Beratungsgespräche.

Susanne Schweiger: „Vor allem Einzelpersonen sind es, die das Thema beschäftigt. Sie entwickeln verschiedene Ängste. Vor allem, sich aufgrund der steigenden Preise, insbesondere Sprit und Strom, das Leben nicht mehr leisten zu können.“ Die Belastung und der Leidensdruck durch die äußeren Rahmenbedingungen würden immer mehr zunehmen. Corona sei ebenfalls sehr präsent, jetzt der Krieg und zusätzlich beschäftigen Ratsuchende das persönliche Thema, weswegen man eigentlich zum Beratungsgespräch gekommen sei.

„Bei älteren Angehörigen werden jetzt Erlebnisse getriggert – manche haben ja selbst schon Krieg erlebt.“

Ein häufiges Anliegen vieler Gesprächssuchender sei jetzt auch, Flüchtlinge bei sich aufnehmen und unterstützen zu wollen. „Das ist grundsätzlich großartig – man muss nur immer genau hinsehen, ob dies nicht als Ablenkungsmanöver von der eigenen Misere dienen soll. Außerdem ist manchen nicht bewusst, dass es durchaus finanzieller Ressourcen bedarf, eine Familie zu unterstützen“, schildert Schweiger. „Um anderen wirklich gut helfen zu können, muss man selbst in einer stabilen Situation sein.“

In Zeiten wie diesen hat die Beraterin eine Reihe an konkreten Tipps:

  • Informieren Sie sich einmal am Tag, aber lassen Sie nicht laufend die Nachrichten nebenbei laufen – das belastet sehr.
  • Konzentrieren Sie sich auf den eigenen Alltag.
  • Auch in solchen Zeiten darf man sich schöne Dinge gönnen – tun Sie das!
  • Arbeiten Sie für sich realistisch heraus, wie Sie helfen können und überfordern Sie sich nicht dabei.
  • Wenn Sie ohnehin schon an der Belastungsgrenze sind, denken Sie immer an alles, was Sie in Ihrem Leben bereits geschafft haben. Das stärkt.

Im Umgang mit Kindern empfiehlt Schweiger, Ihnen anhand eines Globus zu zeigen, wo der Krieg stattfindet. Sprechen Sie dabei sachlich über die aktuellen Ereignisse und nehmen Sie auch die Ängste der Kinder ernst. Machen Sie sich keine zu großen Sorgen, falls die Kinder beim Spielen Kriegsszenen nachstellen sollten. Dies sei laut Expertin ein Zeichen dafür, dass die Geschehnisse verarbeitet werden.

Sprechen Sie auch gerne in einer der österreichischen Familienberatungsstellen im Zuge eines kostenfreien Termins Ihre Ängste bezüglich des Krieges an.

Unsere Interviewpartnerin

Mag.a Susanne Schweiger, MA ist Psychotherapeutin und Beraterin der Familienberatungsstelle "Das Zentrum" in Wien.

Das Zentrum- Beratung für Familien, Paare und Einzelpersonen
Oswaldgasse 35/ Tür 6/ Büro 2
1120 Wien
Webseite der Familienberatungsstelle "Das Zentrum"

Das Interview wurde im März 2022 geführt.

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