Zwei Hände, die sich am Krankenbett umklammern.

Eine tödliche Diagnose trifft die Familie

Das wohl Schlimmste, das einer Familie passieren kann, ist eine tödliche Krankheit, die einem Familienmitglied diagnostiziert wird. Elisabeth Ofner ist psychosoziale Beraterin und ihre Familie hat genau jenes Schicksal ereilt. Ihre Tochter wurde aufgrund einer tödlichen Erkrankung nur 23 Jahre alt.

„Für uns war es wichtig, die Diagnose vorerst innerhalb der Familie zu verarbeiten und uns Zeit zu geben, sich innerlich damit auseinandersetzen zu können“, so die Beraterin und Betroffene. Es sei nicht empfehlenswert, von Anfang an viele Menschen einzuweihen, da schon die Gespräche mit anderen kräfteraubend sein können. „Viele haben so reagiert, wie man es sich nicht wünscht. Ein ,Es wird schon wieder´ ist einfach fehl am Platz und schmerzt nur.“ 
Die Familie habe sich sogar eine Art Oase mit einer befreundeten Familie geschaffen, die nichts davon wusste. „Bei ihnen konnten wir uns ein stückweit normales Leben erlauben ohne Fragen und Mitleid.“

Nach der ersten Verarbeitungsphase empfiehlt Ofner: „Schieben Sie nichts mehr auf. Wenn Sie etwas unternehmen wollen, sagen Sie nicht, dass Sie das irgendwann machen, wenn Zeit ist, sondern jetzt.“
Weiters sei wichtig, jedem Familienmitglied den eigenen Verarbeitungsprozess zu erlauben. Während Elisabeth Ofner sich mehr auf die Rolle als Pflegende vorbereitet und eingestellt sowie versucht hat, möglichst zu akzeptieren, habe Ihr Mann lange nach alternativen Behandlungsmethoden recherchiert.

„Es hilft nichts – Sie müssen in den Zug einsteigen. Sie müssen mit der/dem Kranken mitgehen – bis zum Ende“, so Ofner.
Kräftigend können auch Auszeiten sein. Sich bei der Pflege und Betreuung abzuwechseln, sich hin und wieder etwas Gutes zu tun, soweit möglich. 
Zusammenhalt innerhalb der Familie, ohne Vorwürfe, und möglichst ein normaler Umgang seien die wichtigsten Parameter in einer solchen Situation.
Die verstorbene Rebecca Ofner, die Tochter unserer Interviewpartnerin, hat, als es ihr noch gut ging, einen Leitfaden zum Umgang mit schwerkranken Personen und deren Angehörigen geschrieben. Elisabeth Ofner hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen zu verbreiten:

  • Frage nicht nach der Krankheit und dem Gesundheitszustand
  • Behandle die Betroffene/den Betroffenen nicht wie eine/n Außerirdische/n
  • Halte Dir immer vor Augen, dass es ein normaler Mensch ist, mit einem normalen Leben und dass sich – Gott sei Dank – nicht alles um die Krankheit dreht
  • Sei nicht verwundert, wenn die erkrankte Person ganz normale Sachen unternimmt und lacht
  • Sage ihr/ihm nicht, welches Wundermittel sie schlucken soll: Die erkrankte Person ist in ärztlicher Behandlung und entscheidet selbst, was ihr/ihm hilft
  • Fordere die Betroffene/den Betroffenen nicht auf über das Thema zu sprechen – die betroffene Person wird an die Krankheit erinnert , was re-traumatisierend sein kann
  • Ganz wichtig: Freue Dich mit ihr oder ihm, wenn es ihr/ihm gut geht und feiert gemeinsam

Unsere Interviewpartnerin spricht hier von höchst persönlichen Erfahrungen in ihrer Familie und wie diese damit umgegangen ist. Der richtige Umgang mit einer schweren Erkrankung innerhalb der Familie ist jedoch auch immer ein individueller Weg. Dabei können unsere Familienberatungsstellen Sie unterstützen. Wenn Sie sich zu dem Thema beraten lassen wollen, können Sie sich jederzeit für einen kostenlosen Termin bei einer Beratungsstelle anmelden.

Unsere Interviewpartnerin

Elisabeth Ofner, MSc ist Akademische Psychosoziale Beraterin und Ehe-, Familien- und Lebensberaterin im Team der Ehe-Familien und Lebensberatung auf.leben der Erzdiözese Wiener Neustadt.

auf.leben Ehe-, Familien-, u. Lebensberatung / Wiener Neustadt
Domplatz 1
2700 Wr. Neustadt

Webseite der Familienberatungsstelle auf.leben der Erzdiözese Wiener Neustadt

Das Interview wurde im Juli 2022 geführt.

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