Familie ist in der Küche. Ein Mädchen sitzt im Rollstuhl und bekommt vom Bruder etwas zu trinken.

Aufwachsen mit Behinderung

Wenn ein Kind mit Behinderung auf die Welt kommt oder auch später eine Behinderung festgestellt wird, hat das Konsequenzen für die ganze Familie.

Wie entwickelt sich das Kind und wie kann man es unterstützen, wenn es groß wird? Eltern machen sich manchmal Sorgen, dass ihr Kind nicht mit allen Fragen an sie herantritt. „Wir versuchen in der Beratung eine Vertrauensbasis zu dem Kind mit Beeinträchtigung aufzubauen, damit es sich uns mit Themen anvertraut, die es nicht mit Eltern besprechen will. Voraussetzung dafür ist dabei ein gelungener Kontaktaufbau zu den Eltern.“, erzählt Mag.a Andrea Rothbucher.

Auch Geschwister haben es oft nicht einfach. „Nichtbehinderte Geschwister fühlen sich oft benachteiligt,“ erzählt Frau Rothbucher, „weil kleine Fortschritte des Kindes mit Beeinträchtigung von Eltern manchmal viel stärker gewertet und gelobt werden als tolle Leistungen der Schwester/des Bruders.“ Daher ist es wichtig, auch dem Geschwisterkind ausreichend Wertschätzung und Zuwendung entgegenzubringen. So kann zum Beispiel ein Tag im Monat oder in der Woche eingeführt werden, an dem speziell Aktivitäten unternommen werden, die sonst nicht möglich wären – sei es zum Beispiel Wandern, oder Bootfahren. „In der Beratungsstelle bieten wir auch sogenannte Geschwistertreffen an.“, erzählt Frau Rothbucher. Das Besondere daran ist, dass hier die Aufmerksamkeit ganz allein dem Kind ohne Beeinträchtigung gilt. Es kann sich mit anderen austauschen und alle Sorgen, Bedenken und Ärger mit Berater/innen besprechen. Dies soll helfen Rivalitäten entgegenzuwirken. „Dabei finden wir auch heraus, auf welcher Ebene die Geschwister miteinander Spaß haben können. Schon ganz einfache Spiele können beiden sehr viel Freude bereiten.“, erzählt Frau Rothbucher aus ihrer Erfahrung.

Speziell die Pubertät ist für Kinder mit Beeinträchtigung sehr schwierig. Auch sie entwickeln sich körperlich weiter. Im Gegensatz dazu hält die emotionale und psychosoziale Ebene nicht Schritt. Das hat oft zur Folge, dass sie sich zerrissen fühlen und ihre Gefühle nicht einordnen können. „Auch Jugendliche mit Beeinträchtigung haben den Wunsch jemanden kennenzulernen und zum Beispiel eine Freundin zu haben.“, erzählt Frau Rothbucher, „Doch es ist nicht so einfach Kontakt herzustellen.“ Wo in der Volksschule noch gemeinsam gespielt wurde, gehen nun die Interessen immer stärker auseinander. „Besonders wichtig ist uns die Aufklärung der Jugendlichen. Vor allem wenn sie eine Beeinträchtigung haben und auf Pflege angewiesen sind, sollen sie Bescheid wissen, wer sie wo berühren darf. Sie sollen die Stärke haben, nein zu sagen und sich verteidigen können.“, betont Frau Rothbucher.

Damit sie in diesem sehr speziellen Alter nicht isoliert werden, bietet die Lebenshilfe Salzburg Freizeitassistenz an. „Die Lebenshilfe Salzburg stellt dabei zusammen mit den Jugendlichen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen ein Freizeitprogramm zusammen, wo sie die Möglichkeit haben, sich monatlich oder wöchentlich, je nachdem, was ihnen zusagt,  zu treffen.“ Das Programm ist bunt gemischt – ob Kino oder Konzert. Auch wenn sie nicht die Möglichkeit haben, die Fülle an Menschen kennenzulernen wie Jugendliche ohne Beeinträchtigung – oft bilden sich dann auch Pärchen.

„In der Beratung gibt es nie eine Einheitslösung. Die Themen sind immer sehr individuell und von jedem Kind machen wir uns ein eigenes Bild, um zu sehen, wo Unterstützung gebraucht wird – nur dann kann etwas bewirkt werden.“, erzählt Rothbucher.

Unsere Interviewpartnerin

Mag.a Andrea Rothbucher ist Diplompädagogin und diplomierte Ehe-, Familien- und Lebensberaterin mit Schwerpunkt auf Familien- und Kinderberatung  der Lebenshilfe Salzburg.

Lebenshilfe Salzburg
Nonntaler Hauptstraße 55
5020 Salzburg
Webseite der Familienberatungsstelle Lebenshilfe Salzburg

Das Interview wurde im September 2010 geführt und im April 2022 aktualisiert.

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